Fünf Jahre nach Snowden: Misstrauen gegenüber US-Anbietern auf Höchstwert

Am 6. Juni 2013 erschütterte ein Exklusivbericht im britischen „Guardian“ die Welt. Eine bis dahin ungenannte Quelle hatte dem Blatt Informationen über US-amerikanische Programme zur Überwachung der weltweiten Internetkommunikation (u.a. XKeyscore und PRISM) sowie das britische Überwachungsprogramm Tempora zugespielt. Mit seinen Enthüllungen gab der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden Einblicke in das Ausmaß der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten. Diese lösten im Sommer 2013 die NSA-Affäre aus und führten zu einer gesteigerten Skepsis der Deutschen, ihre privaten Daten bei amerikanischen Diensten zu speichern. In den Folgejahren sind diese Bedenken konstant hoch geblieben und erreichen 2018 im fünften Jahr nach Snowden einen neuen Höchstwert. Dies zeigt eine Statistik von Convios Consulting im Auftrag von WEB.DE und GMX.

5. Juni 2018 von Christian Friemel

2013 enthüllte Edward Snowden weitreichende Datenskandale der US-Regierung. (c) Sutterstock

Die Snowden-Enthüllungen im Sommer 2013 markierten eine Zäsur für das Vertrauen der Deutschen in Internet-Dienste aus den USA. In den drei Jahren zuvor gaben regelmäßig rund zwei Drittel der von Convios Consulting Befragten an, dass sie Bedenken oder zum Teil Bedenken haben, ihre E-Mails, Dokumente und persönlichen Daten bei amerikanischen Unternehmen zu speichern. Im Jahr 2013, kurz nach den Snowden-Enthüllungen befragt, bejahten dies rund drei Viertel  (73,8%) – ein deutlicher Mißtrauenssprung. Fünf Jahre später sind die Vorbehalte erneut  gestiegen: 76,5 Prozent der Umfrageteilnehmer haben aktuell Bedenken oder zumindest teilweise Bedenken, ihre Daten bei amerikanischen Unternehmen zu speichern. „Die Skepsis gegenüber US-Anbietern ist seit Jahren auf einem hohen Niveau. Durch die jüngsten Datenschutzskandale hat sich die Situation in diesem Jahr weiter verschärft“, sagt Jan Oetjen, Geschäftsführer von WEB.DE und GMX.

 

Steigendes Interesse an verschlüsselter Kommunikation

Gleichzeitig steigt das Unrechtsbewusstsein der deutschen Internet-Nutzer. Die Möglichkeit, dass private Nachrichten von Hackern, Geheimdiensten oder dem eigenen Provider mitgelesen werden könnten, empfanden 2015 knapp zwei Drittel der Befragten (64,2%) als sehr schlimm beziehungsweise schlimm. 2018 sind es rund drei Viertel (73,9%). So erklärt sich auch das steigende Interesse an einfachen Möglichkeiten, sich zu schützen, beispielsweise durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, wie Snowden sie immer wieder empfohlen hat. Für rund 39% der Befragten ist diese technische Möglichkeit wichtig, 2015 waren es noch 30%. Tatsächlich genutzt wird Verschlüsselung allerdings nur von 14 Prozent. Hauptgründe sind ein zu hoher Installationsaufwand (46,6%) und mangelnde Kenntnis (43,7%). 93,2 Prozent würden eine kostenlose E-Mail-Verschlüsselung nutzen, wenn sie so einfach wie eine Smartphone-App funktionieren würde.

„Die Enthüllungen von Edward Snowden haben nach fünf Jahren nichts von ihrer Brisanz verloren. Die Nutzer wollen ihre Daten schützen, wissen aber nicht wie. Angesichts der starken Bedenken gegen die US-Unternehmen sind die europäischen Provider gefordert, einfache und auf offenen Standards basierende Verschlüsselungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen“, sagt Jan Oetjen, Geschäftsführer WEB.DE und GMX.

Dabei ist eine der bekanntesten Verschlüsselungsmethoden, die PGP-Technik, seit über zwanzig Jahren sicher – wenn sie richtig eingesetzt wird. Verwendet man PGP wie bei WEB.DE und GMX über den Browser des eigenen Computers mit installiertem Mailvelope-Plug-in, ist man gegen die vor kurzem aufgefundenen Schwachstellen einiger E-Mail-Programme („Efail“) immun und kann sicher verschlüsselt kommunizieren. Dies gilt auch für die Mail-Apps von WEB.DE für Android und iOS, mit denen die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ganz einfach auf Smartphones funktioniert.

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