Sichere Passwörter zu entwickeln fällt vielen Internetnutzern schwer: Die Zahl der Passwörter, die sich ein Onliner merken muss, wächst kontinuierlich – wie eine repräsentative Studie zeigt, ist schon jetzt jeder dritte deutsche Internetnutzer bei 16 oder mehr Online-Diensten registriert. Viele nutzen dabei das gleiche Passwort für mehrere oder sogar alle Dienste, oder verwenden ein sehr unsicheres Passwort wie „123456“. So haben Hacker leichtes Spiel. Doch die Erstellung eines sicheren und leicht zu merkenden Passworts ist gar nicht so schwer wie viele denken und kann mit einem einzigen Hilfsmittel gestaltet werden – einem Würfel.
So funktioniert die Würfelmethode
Die sogenannte „Diceware“-Methode wurde Mitte der 90er Jahre von dem Amerikaner Arnold G. Rheinhold erfunden. Der Grundgedanke besteht darin, mit einem einfachen, sechsseitigen Würfel eine zufällige Wortkombination zu erzeugen, und daraus ein Passwort zu erstellen. Alles was man dazu braucht, sind ein Würfel und eine spezielle online verfügbare Wortliste.
Diese Liste enthält rund 7800 verschiedene Worte, Ziffern, Zahlen und Sonderzeichen. Alle diese Elemente sind jeweils einem fünfstelligen Code aus den Ziffern 1 bis 6 zugeordnet. So verbirgt sich zum Beispiel hinter dem Code 65116 das Wort „winken“, hinter 42212 steckt der „lurch“ und hinter 11453 verbirgt sich die Zahl „1900“.
Um daraus ein neues Passwort zu erstellen, würfelt man fünf Mal hintereinander und notiert die Ergebnisse. Anschließend schaut man in der Liste nach, welches Wort dem Würfelergebnis zugeordnet ist. Diese Prozedur wird mindestens fünf Mal wiederholt. Das Endergebnis könnte dann beispielsweise so aussehen:
31536 – „hauch“
42454 – „mandel“
31664 – „held“
26155 – „genial“
52544 – „riecht“
Reiht man die erwürfelten Wörter nun mit Sonderzeichen aneinander, entsteht statt eines einzelnen Passwortes ein ganzer Satz, eine so genannte Passphrase: „Hauch-Mandel-Held-genial-riecht“. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen enthält eine Passphrase üblicherweise mehr Zeichen als ein Passwort. Das macht es Hackern schwerer, durch reines „Ausprobieren“ die Passphrase zu erraten. Zum anderen sind die Worte in diesem Satz, der Passphrase, auf den ersten Blick sinnlos aneinandergereiht. Auch das tut der Sicherheit gut: Sinnvolle Sätze können einfacher geknackt werden als sinnlose Wortkombinationen.
Und nicht zuletzt ist es für das menschliche Gehirn einfacher, sich einen Satz zu merken, als eine vollkommen willkürliche Zeichenfolge. Im vorliegenden Beispiel klappt das mit einer simplen Eselsbrücke: „Ein Hauch von Mandel im Kuchen findet der Held genial, denn es riecht so gut“.
So wird aus der Passphrase ein individuelles Passwort für jeden Dienst
Wer nun noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann ähnlich wie bei der Methode „Passwort-Manager im Kopf“ aus dem ersten Teil der Newsroom-Serie, die hier erstellte Passphrase als Passwort-Stamm für mehrere Online-Dienste verwenden. Dazu ergänzt man die gewürfelte Passphrase um ein individuelles Kürzel am Anfang oder Ende mit einem verklausulierten Hinweis auf den Online-Dienst, für den man die Passphrase verwenden möchte. Hier bietet es sich auch an, Zahlen und Sonderzeichen zu verwenden, um noch mehr Komplexität in die Passphrase zu bringen. Für WEB.DE könnte das Kürzel gespickt mit Zahlen und Sonderzeichen zum Beispiel „W3B.D3L0g!n“ heißen. Die fertige Passphrase für WEB.DE lautet dann „Hauch-Mandel-Held-genial-riecht_W3B.D3L0g!n“.