Digitales Erbe: Zwei Drittel der deutschen Internetnutzer sorgen nicht vor

Persönliche E-Mails, Chats auf Social Media, private Fotos im Cloud-Speicher – was passiert eigentlich mit all diesen Daten nach dem Tod? Die Mehrheit (69%) der Internetnutzer in Deutschland hat ihr digitales Erbe bisher nicht geregelt.

17. November 2020 von Christian Friemel

Mit dem Digitalen Erbe sollte man sich zu Lebzeiten schon beschäftigen. (c) Shutterstock

Ein Drittel (33%) ist sich der Problematik bislang nicht bewusst, 27 Prozent fehlen ausreichende Informationen, und knapp jedem Zehnten (9%) ist das Thema schlicht unangenehm. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der E-Mail-Anbieter WEB.DE und GMX.Im deutschen Erbrecht gehen digitale Daten, genau wie ein Haus oder ein Auto, nach dem Tod des Besitzers grundsätzlich an die gesetzlichen Erben. Aber nicht jeder möchte, dass nahe Verwandte pauschal auf alle privaten Daten zugreifen können. Wie kann sichergestellt werden, dass die richtigen Personen mit dem digitalen Nachlass betraut werden?

“Im digitalen Alltag speichern die Verbraucher immer mehr persönliche Daten im Netz. Daher ist es wichtig, bereits zu Lebzeiten das digitale Erbe zu regeln. Empfehlenswert ist die Hinterlegung der Zugangsdaten an einem sicheren Ort und die Benennung einer Vertrauensperson. So geraten private E-Mails, Fotos und Chatverläufe sowie digitalisierte Briefpost und Verträge nicht in die falschen Hände”, sagt Jan Oetjen, Geschäftsführer von WEB.DE und GMX.

An dieser Empfehlung orientiert sich bislang kaum jeder Sechste (16%): Lediglich 8 Prozent der Befragten geben an, ihr digitales Erbe bereits vollständig geregelt zu haben. Weitere 8 Prozent haben zumindest für einen Teil ihrer digitalen Konten entsprechende Vorkehrungen getroffen.

Sorge um private Daten

Die deutschen Internetnutzer sind sich der Risiken durchaus bewusst: Mehr als ein Drittel (37%) macht sich Sorgen um die eigenen Daten. Dabei befürchtet jeder Fünfte (20%), dass die Hinterbliebenen auf sehr persönliche Daten zugreifen, die sie schlicht nichts angehen. 17 Prozent sorgen sich um laufende Verträge oder offene Rechnungen, jeder Zehnte (10%) sieht die Privatsphäre von Gesprächspartnern in Chats oder E-Mails in Gefahr. Neun Prozent befürchten, dass ihre Hinterbliebenen die digitalen Daten nicht in ihrem Sinne weiterverwalten.

Wünsche fürs digitale Erbe

Die Mehrheit der Befragten (71%) hat konkrete Vorstellungen für den Umgang mit dem digitalen Nachlass. Ganz oben auf der Liste (34%) steht die Löschung aller persönlichen Daten nach dem Tod. 28 Prozent möchten einer zuvor bestimmten Vertrauensperson Zugriff auf alle Daten und Konten geben, 14 Prozent vertrauen deren Verwaltung ihren gesetzlichen Erben an. Von der Möglichkeit, Social-Media-Konten in einen “Gedenkstatus” zu versetzen, möchte kaum jeder Zehnte (9%) Gebrauch machen.

Jeder Dritte plant Verfügung per Vollmacht oder per Testament

Alternativ würde jeder Dritte einen Vertrauten bevollmächtigen, die Daten entweder in seinem Sinne zu verwalten (36%) oder bestimmte Informationen zu löschen (37%). Ebenfalls ein Drittel (34%) möchte im Testament festlegen, was mit dem digitalen Erbe geschehen soll. Mit der Empfehlung, eine Liste mit Zugangsdaten an einem sicheren Ort zu hinterlegen und laufend zu aktualisieren, tun sich viele schwer: Nur jeder Vierte (26%) würde so vorgehen wollen, 40 Prozent schließen diese Variante für sich ganz aus.

Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage finden Sie auf Slideshare (Link zu einer externen Seite).

Zur Methode:

Umfrage durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland GmbH im Zeitraum vom 03. bis 05. November 2020. Befragt wurden 2042 deutsche Internetnutzer ab 18 Jahren. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Gesamtbevölkerung.

Kategorien: News, Pressemitteilungen

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